Hornbach goes Literatur – Ode an den Zollstock

Im April hatte ich ja schon mal über die neuen Werbespots von Hornbach geschrieben. Kurz darauf bekam ich für Anfang Mai eine Einladung zu einer Lesung im Ballhaus hier in Berlin – für mich leider zu kurzfristig.  Unter anderem sollte da auch Armin Rohde auftreten. Hach…. ich bin ja eigentlich kein Fangirl, nie gewesen, habe aber eine eindeutige Schwäche für Armin Rohde. Dass er sich aber tatsächlich als Werbegesicht für die Bild hergab, hat wiederum mein Bild von ihm nachhaltig zebröseln lassen.

Dennoch, als ich dann letztens netterweise den Hinweis auf die Videos der Berliner Lesung bei Youtube bekam, habe ich meine Neugier nicht bezwingen können.  Und auch wenn ich anfangs den knapp halbstündigen Clip doch sehr skeptisch anklickte, war ich doch sehr… überrascht.

Armin Rohde liest hier live aus  „Staub und Leben – Aus dem Tagebuch eines Bausoldaten“ von F. O. Spoonman. (Wer oder was Spoonman ist, konnte ich leider nicht genauer eruieren…). Obwohl die Szenen der Tagebucheinträge und Gedankenstücke eher in der Jetztzeit spielen, entstehen durch die Vokabel Bausoldat und ähnliche Ausdrücken Referenzen zur DDR-Zeit – was Rohde mit Gestik und Mimik auch annimmt und einfließen lässt.

Wie kann man nur so voller Hingabe, voller Emotionen von einem so simplen Ding, wie einem Zollstock sprechen? Wahrscheinlich wäre dieser Text total an mir vorbei gegangen, wenn  Rohde ihn nicht durch Gesten, Pausen und Intonation belebt hätte. Rotgesichtig schwitzt, brüllt, flüstert, säuselt und stammelt Armin Rohde sich gekonnt durch die Seiten. Lachen entringt sich einem, wenn er in seiner Rolle verträumt gesteht: „Ich liebe Zollstöcke…!“, nur um dann beseelt zu lächeln, wenn er versonnen von dem Zollstockgeschenk des Kindes erzählt: „Er ist rot. Und er ist Liebe.“.

Aber nicht nur lustige, sondern auch sehr nachdenkliche Töne schlagen sich hier nieder. Die natürliche Herablassung, mit der Deutsche zum Beispiel die polnischen Bauarbeiter auf seiner Baustelle wie Untermenschen behandeln. Oder ein Ziegelstein mit den Abdrücken einer kleinen Hand, die an die gerade mal 100 Jahre zurückliegende Kinderarbeit erinnert. Oder der missverstandene, geradlinige Bauarbeiterhumor, mit dem er seine Mutter bedenkt…
Insgesamt also eine ziemlich coole Aktion, Anklicken lohnt sich. Schade jedenfalls, dass ich nicht dabei sein konnte. Umso schöner, dass ich das jetzt via Internet doch ein wenig nachholen konnte.

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