Tour de Fleece 2013, Wollzweifel und der Moment der wolligen Erkenntnis

Momentan läuft ja – zeitgleich mit der Tour de France – auf Ravelry.com wieder die Tour de Fleece. Natürlich gibt es auch wieder ein kleines, aber cooles Team von „Berlin spinnt!“. 😉 Wie immer handhaben wir das Ganze ziemlich locker. Es geht um den gemeinsamen Spaß, den Tritt in den Hintern und das gegenseitige Bestaunen von Garnen, Ideen und ums „Dabei sein“. Hauptsache man rafft sich einmal am Tag für ein paar Minuten auf, etwas Garn zu spinnen. Unsere Teilnehmer_innen posten sogar aus dem Urlaub vom Campingplatz und aus Prag Bilder von ihren Spinnfortschritten. 🙂
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Ich war auch ganz gut dabei – allerdings diesmal ohne mir großartige Projekte vorzunehmen. Aber nach einer missglückten Blutabnahme, als deren Resultat ich jetzt rechtshändig dank einer Nervenreizung (hoffentlich nur kurzfristig) taube Fingerglieder habe (Herzlichen Dank an dieser Stelle…), ist Spinnen erstmal keine Option gewesen. Mit der Handspindel geht es zwar, fühlt sich aber irgendwie… falsch an. Ist ein wenig schade, ich hatte gehofft, dass ich den derzeitigen Kammzug (Blue Faced Leicster, Farbe „Tanzanite“ von FatCatKnits – ich habe den seit vier Jahren hier rumliegen und immer nur angehimmelt und vorsichtig bekuschelt ;)) mit meiner neuen Handspindel fertig spinnen und dann am Rad Navajoverzwirnen kann.

Day5-sTdf8-sImmerhin konnte ich diesen Kammzug fertig spinnen, der als Single weiterleben wird (BFL Kidmohair, handgefärbtes Geburtstagsgeschenk von der Handmaid im letzten Jahr).
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Aber ich werde mal sehen, ob ich dann noch ein Projekt aufmache und aus meinem (eh viel zu großem) Faserstash noch ein paar Sachen verspinne. Vielleicht die tollen violetten Bats, die ich letztes Jahr von Desch geschenkt bekommen habe? Die selbstkardierten Bats aus Pommernschaf mit Glitzer und Lila? Oder die mit englischen Wollkämmen kardierte Rohwolle vom Suffolkschäfchen, die auch via liebem Geschenk ihren Weg zu mir fand? (Die Fasergier… Hachja…) Ich seh mich schon wieder die Schränke ausräumen und alles vor mir ausbreiten und dann doch wieder Eeeewigkeiten herumgrübeln. Es hat ja schon was von der Angst vor der leeren Leinwand. So schöne Fasern, so wahnsinnig viele Möglichkeiten sie zu verarbeiten und ihnen damit total verschiedenes Aussehen zu schenken. Wenn man da kein konkretes Strickprojekt im Hinterkopf hat, zögert man manchmal etwas, weil man die Faser ja nicht vergeuden will.

Diese Momente des Zweifelns, Grübelns und Planens erinnern mich übrigens immer an meinen Lieblingsmoment während der Spinnkurse, die ich ja gebe. Und zwar ist das der, wenn ich meine gesponnenen Schätze ausbreite, die Schüler_innen sich mehr oder weniger neugierig darüber beugen, befühlen und begucken können, während ich erzähle und erkläre. Und bei manchen kommt dann plötzlich dieses Begreifen. Gepaart mit Staunen und Unglauben, wenn das Gehirn versucht den Gedanken zu verdauen, dass Spinnen nicht nur die Produktion eines einfachen Fädchens sein muss, sondern hierbei aus einem ganzen Universum an Möglichkeiten gewählt werden kann. Ich liebe es, wenn sie voller Wissensgier plötzlich sehen und verstehen, dass sie aus ein und demselben Ausgangsmaterial nur durch die Wahl der Spinntechnik vollkommen unterschiedliche Ergebnisse erzielen können. Einfach wundervoll. 🙂

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