Aufbaukeramik: Töpferanleitung für einen Osterteller

Ob ihr es glaubt oder nicht, aber ich töpfere jetzt seit über acht Jahren, aber ich bin tatsächlich bisher noch nie auf die Idee gekommen, hier eine Bauanleitung zum Selbertöpfern einzustellen. Das ändert sich hiermit. 😊 Da ich letztes Jahr etwas für unsere Osterdeko selbst getöpfert habe, habe ich euch mein Vorgehen Schritt für Schritt dokumentiert.

Zuhause töpfern – Töpfern ohne Scheibe

Ich persönlich arbeite lieber mit Aufbaukeramik – also von Hand zusammengebaute und nicht elegant an der Scheibe gedrehter Töpferware. Lange Zeit habe ich in der irrigen Annahme verbracht, dass Aufbaukeramik schlechter wäre als an der Scheibe gedrehte Sachen. Eigentlich ziemlich dumm von mir. Vor einigen Jahren hat mir dann eine lange Dokumentation über riesige, vollkommen symmetrische und mit einfachsten Mitteln von Hand aufgebaute Töpferwaren auf dem afrikanischen Kontinent in dieser Hinsicht die Augen geöffnet.

Ein weiterer Vorteil von Aufbaukeramik (gerade in Zeit einer Pandemie): Man kann die Sachen daheim anfertigen. Und auch für das Leben vor (und hoffentlich auch nach Covid-19) gilt: Wer nicht das Glück hat, in einem Töpferstudio einen Platz zu ergattern, kann dennoch Zuhause sehr schöne Objekte herstellen und sie nur zum Brennen für den Schrüh- und Glasurbrand in einen Töpferladen geben.

Deko-Teller für Ostern - selbstgetöpfert mit Aufbaukeramik

Aufbaukeramig - Töpferanleitung für Osterdeko

 

Töpfern mit Aufbaukeramik zu Hause: Was benötigt ihr an Material?

Was ihr – bis auf Töpferton* und Modellierwerkzeuge* (wobei man hier auch geschickt Besteck zweckentfremden kann, guckt mal mit wachen Augen in eure Besteckschublade) und einen Schneidedraht (auch diesen kann man sich relativ leicht selbst basteln) – benötigt, findet ihr eigentlich fast alles in eurer Wohnung: Nicht mehr benötigtes Nudelholz, Tücher aus glatter Webware zum Ausrollen (zum Beispiel aussortierte Tischdecken, Küchenhandtücher oder Bettwäsche), einen Pinsel, Essstäbchen (oder andere lange Hölzchen) als Abstandshalter, alte Zeitung oder Küchenpapier, Plastikfolie (zur Not tut es auch ne aufgeschnittene Einkaufstüte), Holzbrettchen (groß genug, um das Projekt darauf zu stellen), ein kleines Einmachglas mit Schraubdeckel und ein Küchenmesser – so ein kleines, günstiges wie zum Gemüse putzen oft verwendet.. Vielleicht habt ihr auch vor Jahren mal so eine drehbare, hölzerne Käseplatte* erworben, die nur ungenutzt auf dem Schrank herumsteht? Perfekt!Da kommt dann euer großer Teller während des Bearbeitens drauf. Der Vorteil: Er steht etwas erhöht und ihr könnt ihn ganz einfach hin und her drehen = die Bearbeitung geht leichter. So eine „Töpferscheibe“ ist allerdings kein muss.
Die Keksausstecher mit Ostermotiven und der Möhre habe ich extra neu gekauft, aber vielleicht schlummert sowas ja in eurer Schublade. Osterlämmer sehen bestimmt auch sehr niedlich aus. Seid ein wenig kreativ, es lässt sich vieles zweckentfremden.

 

Aufbaukeramik: Dekoration für den Ostertisch Anleitung für ein selbstgetöpftertes Osternest mit Hasen und Ostereiern

 

Glasur & Bemalung des Ostertellers

Normalerweise wird das Tonobjekt meist getrocknet, geht erst in den Schrühbrand, wird danach glasiert, kommt dann in den Glasurbrand und ist dann fertig. Hier habe ich zur Bemalung eine alte Technik verwendet und Engobiert. Das heißt, dass der zwar getrocknete aber noch ungebrannte Ton vorsichtig, punktuell und nicht zu dick (durch die stellenweise Feuchtigkeit kann der trockene Ton sonst reißen; soll großflächiger engobiert werden, darf der Ton noch nicht zu sehr getrocknet sein – wurde mir so gesagt) mit Engobe (eine Mischung aus Ton und Farbzusätzen) bemalt wird und dann in den Schrühbrand geht, danach wurde erst eine transparente weitere Glasur aufgetragen und im Glasurbrand gebrannt.

Besonderheit hier: Da schwarzer Ton verwendet wurde, funktionierte die transparente Glasur nicht und es wurde hauchdünn weiße Glasur darüber gesprüht. Hat funktioniert. Ich habe gerade einen ähnlichen Teller als Weihnachtsteller angefertigt, bei diesem plane ich allerdings, ihn nach dem Schrühbrand einfach in weiße oder grüne Glasur zu tauchen. Das hätte hier natürlich ebenso gut funktioniert.

Also je nachdem bei welchem Töpferladen ihr (kontaktlos) das Brennen in Auftrag gebt: Fragt vorher am besten nach, wie ihr das mit der Glasur und eventuell verwendeter Engbobe löst. Wenn ihr nur eine Farbe wollt, können die das Glasieren vielleicht für euch übernehmen.

Anleitung für eine selbstgetöpferte Osterschale

Töpferanleitung für einen Osterteller mit Aufbaukeramik

Benötigtes Material:

Töpferton* in der Farbe eurer Wahl, schamottiert
kreisrunder Teller als Schablone
Modellierwerkzeuge,  & Schneidedraht*
Stoff aus Webware zum Ausrollen des Tons
Nudelholz (ich verwende einen Teigroller aus Marmor*, der lässt sich nachher gut reinigen)
Holzleisten mit ca. 1/2 cm Höhe (z.B. Essstäbchen oder Leisten aus dem Baumarkt)
Großes Holzbrettchen oder großer Drehteller
Keksausstecher Osterhasen, Ostereier*, Osterlamm, Karotte*
1 kleines Einsmachglas mit Schraubdeckel für Schlicker
Lineal, Maßband oder Geodreieck
Pinsel zum Auftragen von Schlicker
Zeitungspapier oder Küchenrolle
Plastiktüte oder dünne Folie

 

Anleitung

 

  • Zur Vorbereitung nehmt ein paar kleine Stückchen Ton und zerdrückt sie (z.B. mit einer Gabel oder einem Messer) zusammen mit 2 bis 3 Esslöffeln Wasser im Schraubglas. Kurz etwas stehen lassen, dann geht es leichter. Es sollte ein pastöser, dünner Tonbrei entstehen. Das ist Schlicker – quasi euer Tonkleber, der verwendet wird, wenn ihr zwei Stücke Ton miteinander verbindet. Nach Benutzung dreht ihr einfach den Deckel zu und verwahrt so die Reste bis zum nächsten Einsatz.
  • Schneidet mit einem Schneidedraht (alternativ mit einem Messer) eine dicke Scheibe Ton ab und legt ihn auf den glatt ausgebreiteten Stoff auf dem Arbeitisch. Wenn der Ton feucht genug ist, kann man durch Überlappen und Verschmieren mit den Fingern auch weitere Tonstücke ansetzen. (Verwendet ihr zusammengedrückte Tonreste, knetet sie bitte gut durch, damit keine Luftblasen mehr im Ton vorhanden sind.)
  • Legt eine weitere Lage Stoff darauf und beginnt damit, den Ton mit dem Nudelholz (Ich verwende dieses hier aus Marmor*) auszuwalzen.
  • Zwischendrin könnt ihr vorsichtig – ähnlich wie beim Auswallen von Teig – eure Tonplatte anheben und wenden.

Töpfer-Tipp: Ist der Stoff, auf dem ihr ausrollt schon zu feucht, dann lässt sich der Ton auch nicht mehr gut ausrollen. Hier hilft es, den Ton auf ein trockenes Stück Stoff zu legen, dann fällt auch das Ausrollen wieder leichter.

  • Legt euch rechts und links von eurem Ton die Holzstäbchen mit 1/2 Zentimeter Dicke hin, das Nudelholz sollte darauf aufliegen, so wird euer Ton gleichmäßig auf die perfekte Dicke ausgerollt.
  • Seid ihr zufrieden, dann legt vorsichtig euren als Schablone dienenden Teller auf den ausgerollten Ton. Meiner hatte einen Durchmesser von 23 cm.

 

Töpferanleitung für einen Osterteller - Bild 1

 

Töpfer-Tipp: Bedenkt, dass euer Material beim Trocknen und bei allen Brennvorgängen etwas Schwund hat – es schrumpft also. Wie viel, das hängt von der verwendeten Tonsorte ab. Schwarzer Ton liegt – wenn ich mich recht erinnere – bei circa 10 %. Beispiel: Falls euer Teller im Endergebnis auch 23 cm im Durchmesser sein sollte, müsstet ihr eine Schablone wählen, die ein Stückchen größer ist.

 

  • Fahrt mit dem Messer exakt am Rand entlang und markiert euch so den Bereich, den ihr ausschneiden wollt.
  • Teller wegnehmen und mit dem Messer die Markierung enlang fahren. Dabei darauf achten, das Messer nicht schräg zu halten, damit man eine gerade Kante hat.
  • Ihr habt jetzt einen ebenmäßigen Kreis aus Ton ausgeschnitten. Hebt ihn vorsichtig an und legt ihn auf euer Brettchen oder euren Drehteller. Zwischen Brett und Ton sollte Papier liegen (Zeitung oder Küchenpapier), damit der trocknende Teller später nicht festklebt und vielleicht reißt.
  • Messt mit einem Maßband den Umfang eures Kreises aus. Bei mir waren das ca. 73 cm.
  • Modellieren des Tellerrandes: Schneidet euch weiteren Ton ab, halbiert ihn und stückelt ihn. Rollt ihn wie oben beschrieben auf 1/2 Zentimeter dicke aus. Ihr benötigt ein langes, relativ schmales Stück. Wir hier zu sehen, habe ich meinen Rand aus zwei Stücken zusammengesetzt, die ich nebeneinander geschnitten habe, um den gewünschten Umfang zu erreichen. Das ging bei einer Gesamtbreite von 6 cm ( 3 Zentimeter soll der Rand hoch sein), die ich benötigte, sehr gut. Lieber etwas größzügiger von der Länge her arbeiten. Wegschneiden kann man immer noch.

 

Töpferanleitung für einen Osterteller - Bild 2

 

  • Jetzt kratzt man mit einem Modellierwerkzeug (oder einem Messer/Gabel) dort am Rand die Oberfläche an, wo die eben ausgeschnittenen Randstreifen auf dem ausgeschnittenen Kreis platziert werden sollen.
  • Der zugeschnittene Rand wird an der Unterseite ebenfalls angekratzt.
  • Jetzt kommt der Schlicker zum Einsatz: Mit dem Pinsel etwas Schlicker auf den angekratzten Bereich des Kreises auftragen.
  • Ein Stück der zugeschnittenen Tellerränder zur Hand nehmen und mit der ebenfalls angekratzten Seite auf dem Schlicker platzieren. Sanft andrücken. Der Ton sollte sich nicht verformen, es kann aber ein wenig Schlicker links und rechts herausgedrückt werden, das ist vollkommen okay und wird nachher einfach weggestrichen. Mit den weiteren Randstreifen nach diesem System verfahren.
  • So gelingt ein schöner und nachher nicht mehr sichtbarer Ansatz vom nächsten Randstück:
    An den Stellen, wo sie gestückelt werden, die Streifen nebeneinander platzieren. Das Messer schräg in einem 45° Winkel ansetzen und die Tonstreifen vorsichtig durchschneiden. Die so entstandenen keilförmig ineinanderfassenden Enden an den Seiten, wo sie aufeinandertreffen ankratzen und mit Schlicker betupfen. Danach die „Naht“ mit sanftem Druck verschließen und innen und außen mit einem Modellierwerkzeug oder den Fingern vorsichtig verstreichen.

 

Töpferanleitung für einen Osterteller - Bild 3

 

  • Mit den Fingern lange, schmale Würstchen aus Ton rollen, sie komplett umlaufend an der Innenseite der Schale anlegen, dort wo der Boden auf den eben aufgesetzten Rand trifft.
  • Mit einem Modellierwerkzeug nach unten und nach oben verstreichen.

Töpfer-Tipp: Ich halte beim Verstreichen an der Außenwand meine andere Hand von außen davor. So merke ich, wenn ich bei diesem Schritt den Ton aus Versehen ausbeule und kann auch etwas Gegendruck geben.

  • Anschließend mit den Fingern (oder einem zum Modellieren), den Ton überall behutsam glätten, auch auf dem Boden.
  • Auch den Übergang von Boden zu Rand an der Außenseite verstreichen, so dass er nicht mehr sichtbar ist.

 

Töpferanleitung für einen Osterteller - Bild 4

 

  • Für die Häschen erneut Ton wie oben beschrieben ausrollen.
  • Die Ostermotive mit den Plätzchenausstechern ausstechen und an die Schale halten, um zu sehen wo man sie platzieren will und wo Schale und Figuren angekratzt werden müssen.. Ich habe 8 Figuren ausgestochen (4 x Osterhäschen, 2 x Osterei, 2 x Mohrrübe . je paarweise gegenüber platziert)
  • Hat man ausgewählt, was so hin soll, wird der äußere Schalenrand an dieser Stelle in Form der dort anzubringenden Figur angekratzt, die Rückseite der ausgestochenen Figuren ebenfalls. Darauf achten die über den Rand hinaus ragenden Rückseiten der Figuren nicht ebenfalls anzuritzen.
  • Und wieder: Schlicker aufbringen, Figur platzieren, sanft andrücken (Hand von innen dagegen halten). Jetzt mit einem Modellierwerkzeug ein Muster eindrücken, zu stark herausquellenden Schlicker vorsichtig entfernen.

 

Töpferanleitung für einen Osterteller - Bild 5

 

Töpfer-Tipp: Das Eindrücken der Muster dient nicht allein der Verzierung, sondern soll den aufgelegten Ton zusätzlich mit der darunterliegenden Schicht noch besser verbinden. Sonst ist besteht die Gefahr, dass die Applikationen abfallen oder abspringen.

 

  • Der Osterteller ist jetzt fertig modelliert und muss vor dem Auftragen von Engoben (hierfür sollte der Ton im Trockenstadium „Lederhart“ sein) und dem ersten Brand (und damit für den Transport ins Keramikatelier zum Brennofen) erstmal trocknen. Hierzu lasst ihr euer Werk bitte auf dem Holzbrett, hüllt es vorsichtig und locker in etwas Folie, diese muss nicht fest verschlossen sein, Feuchtigkeit soll ja langsam nach Außen dringen. Stellt euren Teller in einen Raum mit gleichmäßiger Temperatur, nicht an die Heizung (so verführerisch es auch scheinen mag), damit euer Werk langsam und gleichmäßig trocknen kann, ohne Risse zu bekommen. Nachdem es etwas getrocknet ist, können auch noch ein paar Kanten und Unebenheiten geglättet werden.

 

Ich hoffe euch inspiriert dieses Töpfer-Tutorial, gebt mir doch gerne Feedback. 🙂
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