Ganz ehrlich? Ich liebe und lebe Upcycling. Schon immer. Und auch schon bevor das Trend wurde. Nein, ich will jetzt nicht schreien „Ich war als Erste da!“ Es gibt sehr viele Menschen wie mich. Wir sehen etwas an und denken uns „Das kann ich auch.. und zwar so, so und so“ , vielleicht auch „Mist, XYZ ist kaputt gegangen, wie und womit kann ich das ersetzen?“ oder wir werden schlicht von Inspirationspartikeln überfallen, die uns fortreißen und dazu zwingen, sofort alles stehen und liegen zu lassen und uns diesem Projekt zu widmen – und sei es mitten in der Nacht zum Sonntag und ohne, dass auch nur irgendwelche annähernd geeignete Materialien verfügbar sind. Improvisation und Flexibilität sind hier die entscheidenden Stichworte. Und mal ehrlich: Es ist ein absolut geiles Gefühl, so zwischen größenwahnsinnigem Schöpferstolz und ehrlichem Erstaunen darüber, dass man das wirklich selbst geschaffen hat, angesiedelt.
Manchmal sieht man auch bestimmte Dinge, Reste und Überbleibsel unserer Zivilisation an und denkt sich: „Ja, dieses und jenes will daraus werden und entstehen.“ oder schlicht „Oh, wie schön… So kann dieser Gegenstand sinnhaft weiterleben.“ Natürlich sind da auch dekorative Elemente dabei. Meine ganze Wohnung ist quasi ein dekoratives Element. Aber jedes Mal, wenn ich über diverse Upcyclingblogs- und ideen surfe, sehe ich neben ganz coolen Sachen vor allem eine Unmenge an.. – man verzeihe mir – abgrundtiefhässlichem Schrott. Da werden schlichte und noch gut nutzbare Sachen teils grauenerregend verschlimmbessert, indem sie beklebt, angebohrt und obskure Dinge angeschraubt bekommen, nur damit man nachher bejubelnd als Selbstzweck sagen kann: „Ditt hab icke selbstjemacht, wa? Ditt is Upcycling.“
Nö. Isses nicht. Das ist Downcycling. Teils so absolut undurchdacht, dass die Produkte unnutzbar werden, obwohl nicht so gewollt. Und da wird der Sinn des Ganzen irgendwie ad absurdum geführt. Gut, nun liegt Schönheit – den Göttern sei Dank – wirklich im Auge des Betrachters. Meiner subjektiven Ansicht nach ist Upcycling eben ein weitgehend sinnhaftes (Deko erfüllt ja auch einen Zweck) Weiterverwenden von Dingen, die sonst wahrscheinlich in die Tonne wandern würden, ohne zusätzliche riesige Energie- und Ressourcenverschwendung. Was ich eigentlich im Zeitalter der geplanten Obsoleszenz sagen will: Weiterverwenden ist toll. Aber ab und an mal Zurückzutreten und sich mit wachem Auge anzusehen, was man da eigentlich gerade produziert – das ist glaube ich für jeden (und da nehme ich mich nicht aus) mal ganz hilfreich.
(Dieser Text liegt jetzt seit über einem Jahr fertig in meiner digitalen Schublade. Heute wollte er raus.)
genau so isses. ich staune immer wieder, was einem manchmal so alles, nicht nur als Upcycling, sondern auch als DIY gezeigt wird.
Dinge, bei denen sogar meine Oma, die alles aufbewahrte und auffrisierte, was sie konnte (Motto: man muss immer sparen, schließlich könnte ja nochmal ein Krieg oder eine Inflation kommen) weg geworfen hätte.
@Clia – Watt soll ick sagen… jupp. 😉
Hallo, bin durch den Kommentiertag auf deinen Blog gestoßen! 🙂
Du hast vollkommen Recht – ich beschäftige mich auch mit Upcycling und habe schon schlimme Dinge gesehen.. ich hoffe, du gehst nicht nun auf meinen Blog und denkst dir: „Genau von sowas hab ich gesprochen“ 😀
Liebe Grüße
Leni
@Leni – Lieben Dank für deinen Kommentar. Habe mich eben schon quer durch deinen Blog gelesen und nix Schreckliches gesichtet. 😉 Für mich sogar eine schöne Neuentdeckung. Liebe Grüße