Stickerei: Eule auf Ast (Tutorial)

Zwar hat meine Oma mir als Kind schon die Grundlagen des Strickens beizubringen versucht, aber die Handarbeit, mit der ich wirklich richtig anfing war das Sticken. Zu meiner Zeit (also so vor etwas über 20 Jahren. Hilfe.) war Handarbeiten gerade total out. Aber sowas von. Eine vereinzelte Freundin strickte Socken (etwas, das ich bis heute ablehne) und ich stickte halt. Und wurde dafür von Gleichaltrigen äußerst komisch und von älteren Damen ganz verzückt angestarrt. (Ich war ja meiner Zeit längst voraus und habe totaaal public im Zug gestickt. Ich Trendsetzerin, ich. Ha!) Das lag dann wieder brach, dann war ich auf einem Frauencamp und hatte wieder einen Anfall von Sticken und habe es direkt noch zig anderen Leuten beigebracht. Dann war wieder jahrelang Ruhe und im letzten Jahr – durch die Arbeit an meiner Pilgertasche – kam dann wieder richtig die Lust darauf hoch und ich kramte meine Stickrahmen und den Sticktwist hervor.

Handstickerei Eule

Stickerei Tutorial & Tour de Fleece

Und eigentlich wollte ich gerade einen Artikel über die Tour de Fleece schreiben und darüber, dass ich in diesem Jahr sogar zwei Teams leite: Berlin spinnt! und Team Spindlecrafters. Aber Texte sind eigenwillig und dieses quasi-Tutorial floss mir so aus den Fingern. Bis zum Tourstart schreibe ich hoffentlich noch etwas. 🙂
Heute zeige ich euch zum Einstieg erstmal eine kleinere Arbeit, die ich für eine eulchenverliebte Freundin zum Geburtstag auf einem kleinen Deckchen (ich glaube es war eine Stoffserviette mit einer farblich abgedunkelten Ecke) angefertigt habe. Leider ist der Stoff nach dem Auswaschen etwas verknautscht gewesen und ich kam vorm Fotografieren nicht mehr zum Bügeln. Aber ich denke das Projekt ist dennoch gut genug erkennbar. Nachfolgend dann auch noch eine Serie von unbearbeiteten Fotos, die ich während der Stickarbeit mit meinem Handy gemacht habe. Vielleicht ist das ja Anleitung genug für euch, um selbst zur Sticknadel und zum Garn zu greifen. Ich sticke immer mit halbem Garn – habe ich damals so von meiner Mama (die ungezählte Tischdecken gestickt hat) gelernt. Das heißt, ich schneide mir mein Stück Faden ab (sechsfädig) und halbiere den Stickfaden in der Länge, so dass er nur noch dreifädig ist. Hierbei darauf achten, dass der gewählte Faden nicht zu lang ist, er verknotet sonst beim Sticken. Ebenfalls beachtenswert: Fäden werden beim Sticken nicht verknotet, sondern nur verstochen. Deswegen lasse ich den Anfangsfaden immer heraushängen und versteche ihn dann abschließend auf der Rückseite der Stickerei.

Stickerei Eule

Stickmuster auf Stoff übertragen

Zum Einsatz kamen Stielstich, Margeritenstich, Vorstich und Plattstich. Ich sticke wenn möglich immer mit einem Stickrahmen, da ich die Vorlage meist mit einem weichen Bleistift frei Hand vorzeichne oder bei passend hellem Stoff (wie hier) durchpause – so verwischt die Vorzeichnung weniger. Das Sticken mit Rahmen finde ich persönlich auch viel stressfreier – aber das ist sicherlich alles Gewöhnung. Zum Übertragen zeichne ich mir ein gewünschtes Muster vor (oder drucke etwas Passendes aus), pause es mit weißem Backpapier oder Butterbrotpapier ab. Drehe das Papier dann um, fahre mit einem weichen Bleistift (der hat eben mehr Abrieb, der dann auf dem Stoff sichtbar ist) auf der Rückseite die Zeichnung nach. Anschließend drehe ich das Papier wieder richtig herum, platziere es auf dem Stoff (eventuell mit Tesafilm befestigen, damit es nicht verrutscht) und male dann nochmals die Oberseite nach. Dies sorgt dafür, dass der Bleistiftstaub der Unterseite auf den Stoff übertragen wird. Abschließend entferne ich das Papier und fahre nochmal mit dem Bleistift die auf den Stoff übertragene Vorzeichnung nach.

Gebraucht werden: Stickrahmen*, Helles Stoffdeckchen, Vorzeichnung, weicher Bleistift, Sticknadeln* (die haben eine im Gegensatz zu Nähnadeln etwas stumpfere Spitze – Blut fließt trotzdem mal – und ein größeres Öhr), teilbare Stickgarn*,

Durchpausen der Vorzeichnung

Aufbringen des Motivs Stickerei

Vollständig übertragene Vorlage

Vorlage Stickerei einer Eule

Vergleich der Vorzeichnung mit der durchgepausten Zeichnung

Angefangene Stickerei einer Eule

Das farblich passende Stickgarn wird ausgesucht. Dazu lege ich die Garne auf die schon im Stickrahmen eingespannte Vorlage und gucke, wie sie miteinander korresponieren.

Stickrahmen und Sticktwist

Im Rahmen eingespannter Stoff mit angefangener Stickerei (hier Stielstich am Kopf der Eule)

Angefangene Stickerei einer Eule

Flügelchen und Bauch sind auch schon fertig. Schuhu! 😀

Angefangene Stickerei einer Eule
Voilà! Fertig. Jetzt nur noch die letzten Fäden verstechen, die Bleistiftreste und den Schweiß der Hände auswaschen, bügeln (Ähem.. ).

Eulenstickerei

Bestickte Dinge, die ich noch verbloggen muss/möchte:

– Pilgertasche
– Gewürzrolle
– Kissenbezug
– Schriftzug für den magischen Kessel
– Stickerei auf Kleid & Rock
– Tischdecken
– Perlenstickerei (Herz & Aufschläge)

Und zum Anfüttern hier noch ein Bild der handgenähten und handbestickten, an Distel für ihre Outdooraktivitäten verschenkte Gewürzrolle. Vielleicht wird ja sogar noch ein Tutorial da draus.

Bestickte Gewürzrolle zum Outdoor/Camping Kochen

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2 Comments

  • Du hast ja eine Geduld.

    Sowas wollte mir Oma nahelegen und sie hat noch (unzählige?) Decken und Deckchen zum besticken. Da ist halt schon das Motiv vorgedruckt und das passende Garn dabei. Aber mir fehlt dafür der Ehrgeiz oder die Genauigkeit. Ich habe dann immer das Gefühl, dass alles schief ist und irgendwie noch besser geht. Aber Rückwärts geht ja kaum, weil meist das Gewebe bleibende Spuren behält… Außerdem mag ich mir sowas auch nicht in die Wohnung legen… wozu also soviel Arbeit?!

    Das mit dem halben Faden wird in unserer Familie auch praktiziert. Das letzte was ich allerdings bestickt habe waren Handtücher. Simple Monogramme, damit unser Mitbewohner lernt was er nicht einfach benutzten darf.

    In diesem Sinne ziehe ich meinen Hut. Vor deiner Geduld. Deinen zeichnerischen Fähigkeiten. Deinem Gestick im Allgemeinen und vor der Eule im Speziellen. Ein wirklich schönes Geschenk.

  • @Nafaria – Mit solchen Decken habe ich angefangen, meine Mama hat die früher immer gestickt. Da können wirklich sehr hübsche und schöne Muster dabei sein. Gesticktes wieder auftrennen geht übrigens problemlos. Da bleiben zwar auf den ersten Blick Löcher, da man aber ja immer ins Gewebe zwischen die Fäden sticht und quasi nur Zwischenräume vergrößert, gibt sich das auch gut wieder – zum Beispiel nach dem Waschen. Aber ein Webrahmen ist wirklich essentiell, ohne den würde ich wahnsinnig werden beim Sticken. Wenn du magst, und du dir ein kleines Projekt mit bringst, kann ich dir beim nächsten Versponnenen Salon gerne die Grundlagen zeigen. Ist wirklich nicht schwer und ich habe schon ettlichen Leutchen das Sticken beigebracht.

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